Einflussfaktoren auf Obligationenkurse
Welche Risiken gilt es bei einer Obligationenanlage zu berücksichtigen?
Sucht der Anleger eine sichere Anlagemöglichkeit, investiert er in vielen Fällen in Obligationen. Sofern es sich um einen soliden Schuldner handelt, erhält der Investor jährlich einen Coupon und am Ende der Laufzeit den investierten Geldbetrag zurück. Allerdings gibt es auch in dieser Anlageklasse verschiedene Faktoren und damit Risiken zu beachten, welche den Preis in die eine oder andere Richtung beeinflussen können. Teilweise sind diese offensichtlich und somit dem Anleger bekannt, teilweise nicht.
Bewertungsmechanik
Der Preis einer Obligation ist trotz der garantierten Zahlungsströme nicht stabil, sondern schwankt während der Laufzeit. Um die Einflussfaktoren auf die Preisbildung besser zu verstehen, lohnt sich kurz ein Blick auf die Bewertungsmechanik einer Anleihe. Der aktuelle Preis einer Obligation wird bestimmt, indem der Barwert der zukünftigen Ausschüttungen inklusive Rückzahlung berechnet wird. Zu diesem Zweck werden die Zahlungsströme zu einem durchschnittlichen Zinssatz abdiskontiert. Die Summe aller Barwerte ergibt den aktuellen Obligationenpreis. Da der Abdiskontierungssatz nicht stabil ist, sondern sich nach den geltenden Zinssätzen sowie weiteren Einflussfaktoren richtet, ist auch der Preis für die Obligation nicht stabil.
Einflussfaktoren
Die Hauptkomponente in der Preisbildung einer Obligation ist sicher das Zinsänderungsrisiko. Zum Zeitpunkt der Emission widerspiegelt eine Anleihe ein bestimmtes Zinsumfeld. Wenn sich dieses ändert, wird sich der Preis der Obligation dahingehend anpassen, dass die zugrunde liegende Rendite dem neuen Zinsumfeld entspricht. In der Praxis bedeuten steigende Zinsen eine Preisreduktion und sinkende Zinsen eine Preisreduktion.
Neben den aktuell geltenden Zinssätzen für die jeweiligen Laufzeiten gibt es weitere Faktoren, welche den Kurs einer Obligation in die eine oder andere Richtung beeinflussen. Unter anderem spielt das Kreditrisiko eine wichtige Rolle. Wenn der Anleger in Obligationen von Schuldnern mit einer schlechteren Bonität und damit höherem Ausfallrisiko investiert, verlangt er dafür eine Risikoentschädigung. Staatsanleihen mit hoher Qualität beinhalten im Normalfall ein tiefes Kreditrisiko und damit eine tiefe Entschädigung. Anleihen von Unternehmen dagegen, können je nach finanzieller Lage des Schuldners, eine tiefere Bonität aufweisen. Das damit verbunden höhere Ausfallrisiko wird mit einem höheren Coupon entschädigt. Verändert sich die Bonitätseinstufung des Schuldners, ändern sich auch die Risikoentschädigung für den Anleger und damit der Preis der Anleihe.
Während sich einzelne Risikofaktoren indirekt über den Abdiskontierungssatz auf den Preis auswirken, beeinflussen andere ganz direkt die Notierung einer Anleihe. Einer davon ist die Währung. Wenn die Anleihe nicht in Franken emittiert wird, besteht für den Schweizer Anleger ein Währungsrisiko. Solche Obligationen locken in den meisten Fällen mit einem höheren Coupon, der dem Zinsgefüge der fremden Währung entspricht. Sie stellen eine sinnvolle Ergänzung zu den Investitionen in der Heimwährung dar. Der Wert der Anleihe kann sich in diesem Fall für den Schweizer Investor auch dann verändern, wenn der Preis stabil bleibt.
Zu beachten gilt auch das Liquiditätsrisiko. Ein Vermögenswert gilt als liquide, wenn er zeitnah und ohne grosse Kosten verkauft werden kann. Wenn viele Anleger die gleiche Obligation aus spezifischen Gründen (z.B. Rückstufung der Bonität) gleichzeitig verkaufen wollen, fehlen plötzlich die Käufer. Als Folge davon können die Verkäufe nur zu deutlich tieferen Preisen erfolgen. Leider ergibt sich die eingeschränkte Handelbarkeit häufig erst in Stresssituationen und ist somit nur schwer prognostizierbar.
Bei Fragen zu diesem Thema steht Ihnen die Köppel-Legal AG zur Verfügung!