Schauen Sie Ihr Portfolio nicht an – von der problematischen Psyche des Anlegers
Die Psyche des Menschen ist etwas Faszinierendes. Während sein Körper und dessen Funktionen bis ins Detail erforscht und erklärt sind, liegen die Gründe, warum wir dieses tun und jenes unterlassen, oft noch in völliger Dunkelheit. Die Erklärungen weisen oft auf urzeitliche Motive: das Überleben in der Savanne, den Erhalt der Art, die Angst vor dem Säbelzahntiger.
Die Börse ist, auch wenn sie sehr sachlich und nüchtern erscheint, eine hochgradig psychologische Angelegenheit, die ebenfalls von uralten Ängsten geprägt ist, oder besser: vom angenehmen Gefühl der Belohnung und dem unangenehmen Gefühl des Schmerzes.
Wenn unsere Aktien im Wert steigen, schüttet unser Gehirn Dopamin aus, ein Glückshormon, und das fühlt sich gut an. Vermutlich, weil ein finanzieller Gewinn in unserem Savannen-Gehirn bedeutet, dass wir uns bis auf weiteres sicher fühlen dürfen. Wenn unsere Papiere aber fallen, bekommen wir Angst, und die fühlt sich schlecht an – wir fürchten Hunger und Elend.
Aus diesem Grund handeln wir häufig irrational. Dazu gehört es auch, sich ganz von der Börse fernzuhalten, weil diese so unberechenbar wirkt wie Roulette. Dabei handelt es sich lediglich um einen Handelsplatz für den Kauf und Verkauf von Unternehmensanteilen, bei dem viel höhere Renditen winken als bei anderen Anlagemodellen. Vor allem, wenn man selbst anlegt. Und langfristig. Und cool bleibt.
Das heisst, man muss sein prähistorisches Gehirn überlisten. An der Börse liegen Gewinn und Verlust nah beieinander, manchmal liegen nur Sekunden dazwischen. Praktisch jeden Tag kann das Portfolio einem so ein Glücksgefühl beziehungsweise ein Schmerzgefühl verschaffen. Je nach Kursverlauf.
Das führt – nebst zu grosser Nervosität – zu unklugen Handlungen: Erstens zum Kauf von Papieren, die dauernd an Wert zulegen und somit nicht nur überteuert sind, sondern auch bald an Wert verlieren, und zweitens zum Verkauf von Papieren, deren Wert sinkt – anstatt dass man, wenn sie schon billiger sind, mehr davon kauft. In der Folge betreibt man genau das, was man vermeiden wollte: ein reines Glücksspiel.
Die Lösung besteht darin, sein Portfolio zu ignorieren. Deinstallieren Sie die Trading-Apps von Ihrem Telefon. Oder deaktivieren Sie zumindest die Benachrichtigungen. Prüfen Sie Aktienpreise nur, wenn Sie etwas kaufen wollen, und freuen Sie sich in der Folge, wenn etwas billig geworden ist – selbst wenn Sie es bereits besitzen. Meditieren Sie. Das verschafft Ihnen nachhaltigere Glücksgefühle als ein momentaner Kursanstieg. Und mehr Geld. Wer einfach in den Aktienmärkten bleibt, ohne immer wieder ein- und auszusteigen, der hat eine deutlich höhere Rendite als diejenigen, die ständig kaufen und verkaufen.
Was lernen wir daraus? Die menschliche Psyche funktioniert tatsächlich noch immer wie in der Steinzeit. Ausreichende Vorräte machen glücklich, fehlende unglücklich. Die Börse aber ist etwas Modernes. Sie verwirrt den Urmenschen in uns. Darum müssen wir ihr aus dem Weg gehen.
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