Wie gut ist meine Pensionskasse?
In der Beratung fällt uns immer wieder auf, dass viele Arbeitnehmer bei der Wahl des Arbeitgebers nur auf den Lohn schauen und die Qualität der Pensionskasse ausseracht lassen. Die Leistungen der Pensionskasse ist jedoch auch ein wichtiger Teil der Vergütung. Zudem hat die Wahl der Pensionskasse einen grossen Einfluss auf die zukünftigen Renten, da für viele Arbeitnehmer die Pensionskasse der grösste Vermögenswert ist. Trotzdem achten viele bei der Wahl des Arbeitgebers nicht auf die Leistungen der Pensionskasse – sei es, weil die Materie zu kompliziert oder weil die Pensionierung noch zu weit entfernt ist.
Ein genauer Blick lohnt sich aber, denn es gibt erhebliche Unterschiede zwischen den Pensionskassen. Und diese schlagen sich dann im Vorsorgetopf und später bei der Rente nieder.
Arbeitnehmer schauen oft nicht auf das Gesamtpaket
Hier ein Beratungspraxisbeispiel: Wir hatten einmal zwei Klienten, welche in derselben Branche tätig aber von unterschiedlichen Arbeitgebern angestellt waren, beraten, die beide nach mehreren Jahrzehnten Berufserfahrung rund CHF 120’000.- pro Jahr verdient haben. Beim einen hat der Arbeitgeber nur den obligatorischen Lohn versichert, beim anderen wurden hingegen auch auf den überobligatorischen Lohn Leistungen bezahlt.
Dies hat bei der Vorsorge einen massiven Unterschied ausgemacht: Während der eine ein recht komfortables Pensionskassenguthaben aufgebaut hatte, war dies beim anderen nicht so. Im letzteren Fall ist dann die ausgiebige private Vorsorge umso wichtiger, sonst droht mit dem Ruhestand eine massive Senkung des Lebensstandards.
In der beruflichen Vorsorge in der Schweiz sind Löhne zwischen CHF 21’510.- und CHF 86’040.- obligatorisch versichert. Viele Arbeitgeber zahlen auf die Lohnteile oberhalb dieser Grenze ebenfalls Leistungen – aber eben nicht alle. Bei diesen Leistungen handelt es sich um die überobligatorische Vorsorge.
Pensionskasse als Lohnbestandteil
Bei Bewerbungen für Stellen sollte man somit nicht nur auf den Lohn und den Bonus schauen. Es sollte immer das Gesamtpaket und allfällige Lohnnebenleistungen betrachtet werden. Dazu zählt beispielsweise Dienstaltersgeschenke in Form von Ferien oder Geld, Möglichkeiten für Sabbatical und Home-Office, Mutter- und Vaterschaftsurlaub, Weiterbildungsangebote, Reka-Checks, Mitarbeiterkonditionen auf die eigene Dienstleistung – und eben die Pensionskassenleistungen.
Grosszügige Arbeitgeber bieten ihren Mitarbeitenden beispielsweise BVG-Pläne, bei denen die gesetzlichen Minimalleistungen deutlich übertroffen oder bei denen die Sparanteile mehrheitlich vom Arbeitgeber übernommen werden. Aus unserer Sicht sind Pläne, bei denen der Arbeitgeber mehr als die Hälfte der Beiträge finanziert, für den Versicherten bereits attraktiv. Wenn der Arbeitgeber zum Beispiel einen höheren Beitragssatz offeriert und mitfinanziert, ist zwar zu bedenken, dass man als Arbeitnehmer einen etwas geringeren Nettolohn verdient, aber unter dem Strich eine deutlich bessere Vorsorge äufnet, ohne dafür versteuertes Einkommen einsetzen zu müssen. Bei einer finanziell gesunden Pensionskasse können solche Unterschiede über zehn Jahre hinweg locker einen Unterschied in fünf- bis sechsstelliger Höhe bei der Sparleistung ausmachen.
Oft kann man auch individuell zusätzliche Sparprämien definiert werden, an denen sich der Arbeitgeber beteiligt, oder es werden flexiblere Lösungen für Teilzeitarbeitende oder für angehende Pensionäre im Reglement angeboten.
Pensionskassenleistungen sind oft von der Wirtschaftsbranche abhängig
Die Pensionskassenleistungen innerhalb derselben Wirtschaftsbranche fallen oft ähnlich aus – auch wenn es Beispiele wie das vorherige gibt. Oft ist es so, dass im Hochlohnbereich nicht nur die Saläre besser ausfallen, sondern auch die Leistungen in der Pensionskasse. Dies ist vor allem in den folgenden Branchen so: Banken, Versicherungen und Pharma.
Im Gastrobereich, im Gewerbe und in der Bauwirtschaft ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass die Leistungen in der Pensionskasse weniger grosszügig ausfallen. Dies sind zudem Branchen, in denen es ohnehin keine hohen Löhne gibt und die Fluktuation bei den Mitarbeitenden hoch ist. Die Gefahr, zu wenig vorzusorgen, droht auch Selbständigen. Den Selbständigerwerbenden raten wir, die Sozialleistungen im Preis ihrer Dienstleistung einzurechnen, als wären sie angestellt.
Soll ich mehr in die Pensionskasse einzahlen?
Um die Vorsorge aufzubessern, ist es auch möglich, freiwillig höhere Beiträge in die berufliche Vorsorge einzuzahlen und so mehr für das Alter zu sparen. Doch ist das immer sinnvoll?
Aus unserer Sicht ist das Alterssparen über die Pensionskasse für viele eine gute Lösung. Dies liege unter anderem am Kapitalschutz der Vorsorgeeinrichtung, aber auch an den steuerlichen Vorteilen. Von diesen profitierten nicht nur Versicherte, die Pensionskasseneinkäufe vornehmen, sondern auch solche, die höhere Beiträge leisten und folglich einen niedrigeren Nettolohn in Kauf nehmen.
Letztlich hängt es aber auch von der Vermögenssituation einer Person ab, ob dies Sinn ergebe oder nicht. Alternativen zu höheren freiwilligen Einzahlungen in die Pensionskasse können die Amortisierung der Hypothek oder das private Sparen sein. Hinzu kommt auch eine psychologische Komponente: Wer gerne alles selbst in der Hand hat, fühlt sich möglicherweise beim privaten Sparen wohler, als wenn er die Anlage der Gelder dem Stiftungsrat seiner Pensionskasse überlässt.
Wie wichtig ist die finanzielle Gesundheit der Pensionskasse?
Bei Einzahlungen in die Pensionskasse ist es sehr wichtig, dass die Vorsorgeeinrichtung finanziell gesund ist. Die nachfolgenden Anhaltspunkte sollten auf jeden Fall im Detail analysiert werden:
• Deckungsgrad: Eine erste Kennzahl für die Qualität einer Pensionskasse ist der Deckungsgrad. Dieser zeigt, wie bei einer Vorsorgeeinrichtung das Verhältnis zwischen dem Vorsorgevermögen und den finanziellen Verpflichtungen aussieht. Bei einem Deckungsgrad von 100 %sind Letztere komplett abgedeckt. Noch besser ist es allerdings, wenn die Pensionskasse ein gewisses Polster hat. Liegt der Deckungsgrad unter 100 %, ist das ein schlechtes Zeichen, denn dann muss der Versicherte damit rechnen, dass die Kasse möglicherweise saniert werden muss. Zu beachten ist auch, dass es verschiedene Arten von Deckungsgraden gibt. Für eine Einschätzung der finanziellen Situation eignet sich beispielsweise der ökonomische Deckungsgrad. Bei diesem wird mit den gerade gültigen Marktzinsen gerechnet, nicht mit einem festen technischen Zinssatz.
• Technischer Zins: Der technische Zinssatz ist für den ausgewiesenen technischen Deckungsgrad relevant. Er wird vom Stiftungsrat der Pensionskasse festgelegt und sollte so gewählt werden, dass er nicht höher ist als die erwarteten Erträge auf das Vorsorgevermögen. «Je tiefer eine Vorsorgeeinrichtung den technischen Zins ansetzt, umso konservativer hat sie gerechnet», sagt Spring. Dies sei im Allgemeinen «sicher schlau». Hat eine Pensionskasse derzeit einen technischen Zins von mehr als 2 %, sollte man kritisch hinschauen. Dann droht eine Umverteilung von Geldern von aktiven Versicherten zu Rentnern. Allerdings gibt es auch Pensionskassen, die sehr hohe Deckungsgrade haben und so auch den technischen Zins höher ansetzen können.
• Umwandlungssatz: Beim Eintritt in die Rente wird das angesparte Vermögen mit dem Umwandlungssatz multipliziert, dies ergibt dann die jährliche Rente. Hat man dann also ein Vorsorgevermögen von CHF 500’000.-, und der Umwandlungssatz beträgt 5 %, erhält man eine Rente von CHF 25’000 pro Jahr. Hat eine Pensionskasse Umwandlungssätze, die im Branchenvergleich hoch sind, ist das für Versicherte, die kurz vor dem Ruhestand stehen, möglicherweise attraktiv – es sei denn, die Vorsorgeeinrichtung steht vor einer massiven Senkungsrunde. Bei Pensionskassen, die mit zu hohen Umwandlungssätzen agieren, muss man damit rechnen, dass sie diese noch senken müssen. Für junge Versicherte sind zu hohe Umwandlungssätze hingegen eher ein schlechtes Zeichen, da die Gefahr einer deutlichen Umverteilung besteht. Aus Sicht von Spring ist bei Umwandlungssätzen von unter 5 Prozent mittlerweile im Allgemeinen ein Tiefpunkt erreicht, zumal die Zinsen an den Kapitalmärkten in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen sind.
• Verhältnis von aktiven Versicherten zu Rentnern: Für Versicherte ist es attraktiv, wenn eine Pensionskasse einen eher geringen Rentneranteil hat. Eine vergleichsweise «junge» Vorsorgeeinrichtung kann schliesslich mehr Risiken bei der Vermögensanlage eingehen und so im Allgemeinen auch höhere Renditen erzielen. Bei Pensionskassen, die «überaltert» ist, bestehe die Gefahr, dass man schlechtere Leistungen erhält, die nicht ausfinanziert sind.
• Zinsgutschriften der vergangenen fünf Jahre: Verzinst eine Pensionskasse die Altersguthaben im Vergleich mit anderen eher unterdurchschnittlich, kann das ein Indikator dafür sein, dass sich freiwillige Zahlungen in die Vorsorgeeinrichtung eher weniger lohnen. Verteilt eine Pensionskasse stark um von aktiven Versicherten zu Rentnern, ist dies für junge Versicherte kein gutes Zeichen. In einem solchen Fall ist meistens auch die erwartete Verzinsung der Altersguthaben geringer.
• Vermögensanlagen der Pensionskasse: Aus unserer Sicht ist auch die Anlagepolitik der Pensionskasse ein wichtiges Qualitätsmerkmal. Eine Pensionskasse sollte nach unserer Sicht wachstumsorientiert und gut diversifiziert investieren. Dazu gehört ein gewisser Anteil an Aktien und Privatmarktanlagen. Pensionskassen haben zudem die Möglichkeit, Investmentstrategien umzusetzen, die Privatanlegern verwehrt ist – oder die für Letztere enorm hohe Kosten hätten.
Gerne begleiten und beraten wir Sie in diesen Angelegenheiten, so dass Sie die richtige Wahl treffen können.